Montag, 2. November 2015

Schreiberling.

"I am a writer and writing is the the only thing that helps me make sense of things."

Der Satz, der mich heute berührt und mich wieder einmal dazu veranlasst hat mich 
selbst zu hinterfragen.

Bin ich ein Schriftsteller? Gibt es Kriterien, die erfüllt werden müssen?
Erfülle ich diese?
Bin ich ein Schriftsteller, weil ich schreibe? Oder bin ich kein Schriftsteller, 
weil ich NUR schreibe? Weil ich keine Charaktere erfinde, die verwirrt und
verwahrlost durch die Straßen von Paris wandeln, auf der Suche nach dem Sinn, dem
Mensch, der Sache oder sich selbst; sondern weil ich versuche die kleinen Fetzen an
gedanklichem Gut, die sich immer wieder bildlich von einem Ohr zum anderen
katapultieren lassen, versuche für einen Moment festzuhalten, einen Screenshot zu
machen, diesen aufzuschreiben um sie dann wieder ihrem adrenalindurchtränktem Sport
in meinem Kopf fortführen zu lassen.

Bin ich immer noch ein Schriftsteller, obwohl ich schon lange meine Gedanken nicht
zu Papier gebracht habe?
Bin ich ein Schriftsteller, weil ich mir diese Fragen aufschreibe, oder sollte ich
sie mir lieber stellen?
Sind die Fragen beantwortet, nur weil ich sie aufschreibe? Werden sie dadurch über-
haupt verarbeitet in all meinem Wirr an Gedankengängen?

Wo ist der rote Faden geblieben, der sich bei solchen Texten von meinen Fragen,
vorbei an Wörtern und Buchstaben, neuen Wortkreationen und Metaphern bis hin zur
zwischen den Zeilen versteckten Antwort windet? 

Verliert man die Fähigkeit zu schreiben, nur weil man die Sache nicht ausführt?

Ist Schreiben Übungssache oder Talent?
Habe ich das Talent?

Bin ich ein Schriftsteller?
Oder bin ich nur einer von vielen? Einer derer, die versuchen sich krampfhaft an dem
einzigen Stück Kreativität festzuhalten, wie an der aus Filmen bekannten Wurzel, die 
aus der Klippe ragt, der letzte Halt bevor man in die Normalität fällt und versucht
sich wieder hoch über den Rand des Abgrunds in die Besonderheit, die Individualität, 
das farbige Glühen eines beneidenswertem menschlichem Daseins zu ziehen?

Bin ich ein Schriftsteller, weil ich schreibe?

Oder bin ich kein Schriftsteller, weil ich NUR schreibe?

Freitag, 30. Januar 2015

Limerick

Ich mag nicht seh'n die Richtung, die sie geht,
denn weiß ich sie wird finden großes Klagen
wenn sie nicht fest entschlossen im Winde steht.

Doch blind ist sie und wird es trotzdem wagen
hört nicht auf Worte, weder fremd, noch wahr,
doch muss sie dann allein die Bürde tragen,

Denn dann ist es zu spät, wir sind nicht da.
Und schwer ist's doch genug die Leidensqual,
für die man kann sich schämen, weinen gar,

Durch andres Fleisch zu sehn, ein weitres Mal.
Drum schick sie weg, hier kannst du nichts mehr tun,
"Mein Herz verkrampft und bricht in Höllenqual

Wenn ich dich seh und du meinst nur zu ruh'n.
Ich weiß, wie's ist. Bin selbst doch dort gewesen,
Erst taub, dann schließlich gegen Wort immun.

Doch kann ich dein Gedankenwirr dir lesen.
Halt hoch dein Schild und Schwert, selbst im Monsun!
Du hast ein stark und schlau und stolzes Wesen!"

Freitag, 23. Januar 2015

Die Heizung.

Atem wie Nebel. Leute quälen sich bei der Kälte durch die Straßen in Mänteln, Jacken, Mützen und Schals, die sie sich, wie eine Anakonda, eng um ihre zierlichen Hälse und Schlüsselbeine geschlungen haben. Darunter lässt sich die zarte helle Haut nur erahnen.
Gefrorene Gliedmaßen. Sperrige Hände und viel zu zierliche Mobiltelefone zu bedienen. Vor dem Gitter des Hutmacherladens stehe ich nun, wartend in einer Nische, die nicht mal ansatzweise den durchpfeifenden, eisig schneidenden Wind abhält. Meine durch die Kälte aufgesprungenen Lippen saugen den Lippenbalsam schwammartig auf, selbst wenn ich ihn alle 5 Minuten erneuere. Ich sehe wieder auf die Uhr. Es sind genau 30 Sekunden vergangen seit dem letzten Mal. Meine kümmerliche Jacke versuche ich enger an mich zu pressen, die Schultern sind hoch gezogen und die Hände so tief wie nur möglich in den Taschen vergraben. Doch nichts scheint zu helfen. Meine Hände gefrieren sogar in den Hosentaschen zu Eisblöcken, die hochgezogenen Schultern erreichen auch nichts, außer einen verspannten Nacken. Die Jacke ist viel zu dünn, aber ich musste sie ja schließlich anziehen. 
Die Minuten vergehen, es bleibt dunkel. Menschen gehen zu nah an mir vorbei, erschrecken bei meinem unerwarteten Anblick im Torbogen und lachen über sich selbst. Mir bleibt nichts anderes übrig als ihnen halbherzig hinterher zu sehen und Pläne zum Todschlag und Diebstahl der Mäntel und Schals zu schmieden.15 Minuten sind es inzwischen schon. Ich würde so gerne eine Zigarette rauchen, doch die Kälte lässt mich ein zweites Mal darüber nachdenken und ich verwerfe den Gedanken schnell wieder, als ich versuche meine Hände in den Taschen zu bewegen. Die zwei Bier in meiner Tasche wiegen einladend auf meinem Rücken, doch auch noch ein kaltes Bier zu trinken? Meine Hand würde innerhalb von 2 Sekunden zerspringend zu Boden fallend. Doch bei dem Gedanken an den Durst entscheide ich mich doch lieber für die Zigarette.
Ich quäle mich , mit der Wärme versprechenden Glut gefählich nah an meinem Handrücken, die viel zu kleinen und zierlichen Tasten des Handys zu bedienen und schreibe ihm doch erneut. 

Es ist inzwischen eine halbe Stunde vergangen. Ich stehe hoffnungsvoll immernoch in diesem Torbogen und versuche mich der kleinen Masse der Straßenbenutzer nicht nervös, niedergeschlagen und hoffnungslos, sondern eher leger wartend, vielleicht auf einen Freund, zu zeigen. Doch inzwischen ist meine Körpertemperatur fast auf Winterniveau gesunken und ich ersehne mir meine warme Wohnung.
Er kommt nicht. Ich gehe nach Hause, schreibe ihm, er könne noch kommen, falls er das wollen würde.
Nach einem noch kältern, viel zu lang erscheinendem, aber eigentlich so kurzem Weg nach Hause gehe ich in mein Zimmer, stelle die Heizung auf 5 und grüße meinen Mitbewohner. Für kurze Zeit vergesse ich das Fiasko und unterhalte mich mit ihm. 45 Minuten später ist unser Gesprächsstoff aufgebraucht, ihn ruft das Lernen und mich meine Heizung. Immer noch keine Reaktion seinerseits. Die Kälte hat sich in meinem Körper festgesetzt und weigert sich zu verschwinden, die Heizung hilft auch nur halbherzig.
Und so verbreite ich die unfrohe Kunde, gebe mich den Tatsachen geschlagen und verbleibe leicht traurig, aber auch nicht zu niedergeschlagen neben meinem besten Freund im Moment. 
Der "heiß" geliebten Heizung.

Montag, 10. November 2014

Schwarz.

Mit der scharfen Spitze meiner Feder reisse ich dir die Wörter in die Haut. Alles was dich ausmacht. Alles was du bist.
Nur ein Flüstern geht dabei durch den Raum, während schwarzer Rauch sich über deinen Körper hebt und die dunkle Schlacke, die aus deiner Haut sickert, zu Boden tropft. Jedes 

abschäuliche Wort, dass mir einfällt, jedes abstoßende Adjektiv und jedes ekelerregende Nomen, dass aus meinen Gedanken trieft wie Erbrochenes aus den Mundwinkeln eines 

betrunkenen Penners, verewige ich in deinen Armen, deinen Beinen, in jedem einzelnen deiner Haare und in deinem wunderschönen Gesicht.
Deine Augen, geschwärzt durch die Tinte meiner Feder.
Deine Haut, durch verborgene Buchstaben im Licht eisern glänzend.
Dein Mund, umrandet durch zwei geschwungene Linien, geschnitten in dein Fleisch.
Der Raum ist dunkel. Nur das kalte Licht einer Lampe ohne Lampenschirm auf dem Tisch neben deinem Gesicht. Du blickst mit stummen Schreien in mein Gesicht, während ich meine 

Arbeit fortsetze. Schweiß tropft von meiner Nase hebt manche Stellen durch rotes Brennen in deiner Haut hervor. Das Flüstern kommt von mir. Jedes Wort und jeder Letter schleicht 

von meinen Lippen in mein Tintenglas und füllt es immer weiter. Oh glaub mir: an Material für deinen Einband mangelt es mir nicht, wispere ich dir zu und dein Blick wird verzweifelter. 

Die Buchstaben deiner Haare rascheln, während du versuchst dich zu wehren. Aber es wird nicht helfen, du Narr. Nicht nur deine Fesseln, sonder alles, was du siehst stammt aus 

meiner Feder. Selbst der Dreck unter deinen Nägeln und jede einzelne deiner Falten.
Und während ich dich kreire, erleichtere ich mich damit. Alles was dich ausmacht schwindet aus mir. Du bist ein Teil von mir und ich ein Teil von dir. Aber niemand wird es erfahren.
Ich erschaffe dich, um dich zu zerstören. Ich werde dich vollenden und wenn es mich noch so viel Zeit kosten mag und werde dich wegsperren. In irgendeinen Keller, in dem du dann 

den Rest deines Daseins deinem Geflüster und Gewisper lauschen kannst. Langsam verrückt werdend, bis du schließlich versuchen wirst dir die Buchstaben aus der Haut zu kratzen 

und dir die Worthaare auszureißen. Die Schlacke, die dabei zu Boden tropft wird dich nach einer Zeit nicht mehr interessieren. Du treibst es so weit, dass deine Arme und Beine bis 

auf die Knochen abgerieben sind. Der Boden ist getränkt in deinem schwarzen Schlamm und du verreckst elendig.
Irgendwann reißt du dich entzwei, nur um erneut von mir erschaffen zu werden. 

Aber das liegt noch vor uns, mein Lieber.
Noch liegst du auf meinem Tisch. Noch bist du unvollendet. Noch bist du eins meiner Kinder. Große Teile deines Körpers sind noch unbeschrieben und benötigen meiner Zuwendung. 

Alles kann passieren, bis ich dich vollende. 
Aber eins bleibt sicher: 
Die Tinte, mit der du geschrieben wirst, bleibt schwarz.

Und als der letzte Tropfen durch die glühende Spitze meiner Feder sickerte, war mein Meisterwerk vollbracht. Es warst du, in all deiner Vollkommenheit und all deinen Fehlern. Nach mir 

geschaffen. Ein Abbild meiner Seele.
Als würde ich in einen schwarz-weißen Spiegel blicken. Die Schatten unter meinen Augen sind überlappender Wörter unter deinen. "Schuld, Einsamkeit, Angst" kann ich noch 

erkennen, der Rest ist zu einer perfekt ineinander übergehenden Masse verschmolzen, der deine Schatten bildet. Deine Kleidung ist wie eine Patchworkdecke aus kalten Erinnerungen 

und schwarzen Stunden. Deine Augen starren mich schwarz und unbewegt vom Tisch aus an. Keine Glanz, kein Leben, kein Nichts.

Mittwoch, 15. Oktober 2014

Repeat.

Alles wiederholt sich.
Der Tag ist der gleiche wie der letzte, wenn man Glück hat mit anderem Inhalt.
Und selbst wenn, hat sich dieser Inhalt auch schon einmal abgespielt.

Jeder Gedanke wurde schon einmal gedacht und jede Zeile schon einmal geschrieben.
Mit großer wahrscheinlichkeit würde man auch nach einiger Mühe sogar genau diesen Text wieder finden.
Jedes Paar ist gleich, jeder potentielle Partner. Sex ist gleich. Und sei er noch so ausgefallen, es hat ihn bereits gegeben.
Jedes Buch und jeder Film überarbeitet nur den Plot anderer Bücher und Filmen, die schon geschrieben oder gedreht wurden. Und da jeder versucht, alles besser zu machen, hat es eben genau diese verbesserten Versionen ebenfalls schon gegeben.

Jedes Lied ist das gleiche. Verschiedene Genres, gleicher Inhalt. Dramatisch und traurig. Über Trennungen und Liebe, Angst und Vertrauen. Entschuldigungen und Anschuldigungen.

Jede Hand ist gleich. Jede Berührung, jeder Kuss. Jede Umarmung und jeder Liebesschwur.
Ebenso jede Träne, jedes kritische Gespräch und jeder Inhalt eben dieses Gespräches.
Jedes Drama wurde schon einmal durchlebt und jede Trennung schon einmal verarbeitet.

Das Leben läuft auf Repeat. Das beste, was man tun kann, ist es hin zu nehmen und das Beste daraus zu machen. Denn jeder Versuch etwas anders zu machen und den Kreis zu brechen, wurde ebenfalls schon einmal unternommen und würde somit den Kreis nur noch stärker machen. 
Nein, der Kreis würde darüber lachen. Er würde über den kleinen Wurm lachen, der versucht gegen den Strom zu schwimmen und für eben diesen Wurm einfach in die andere Richtung strömen.

Gibts es denn niemanden, der die ständigen Wiederholungen anders macht? Der jeden Tag in einem anderen Licht erstrahlen lässt?
Bei dem jedes Lied einen eigenen Sinn und jeder Film, oder jedes Buch, die gleiche, aber doch eine andere Handlung hat? Bei dem jede Berührung sich anfühlt, als wär es die einzige, die man jemals gespürt hat und als wär man selbst der einzige, der sie je erwiedert hat? Wird er mich anders lieben, als jeder zuvor?


Gibt es dich? Bist du irgendwo?
Siehst du mich? Oder habe ich dich schon gesehen?
Wann bist du? Oder wo bist du?
Hat es dich schon gegeben? Oder wird es uns irgendwann geben?

Wann durchbrichst du den Kreis? Bringst den Rythmus zu wanken und lässt Sänger schiefe Töne singen? Wann machst du alles einzeln und besonders?
Wann schwimmst du in eine Richtung, in die kein Strom jemals geflossen ist und zeigst mir Dinge, die nie gesehen wurden?


Und bis du kommst, versuche ich das Beste aus der Tristesse zu machen. Um es nicht so stark zu merken, um dem Leben ein bisschen Wiederholung zu nehmen, höre ich eben eine Playlist auf Repeat, anstatt nur ein Lied. Jeder Text hat den gleichen Inhalt und jede Melodie die gleichen Töne. Aber ich weiß, dass es Lieder gibt, die noch nicht geschrieben wurden. Und sie werden anders sein.

Mittwoch, 9. Juli 2014

Der sicherste Damm Teil 2.

Und so rannte das Kind wieder zurück zu seinem Dorf und verkündete, was es soeben herausgefunden hatte.
Das Dorf staunte und machte sich sofort auf zu dem Stausee. Alle Bewohner, sowohl jung, als auch alt, spalteten sich in zwei Gruppen.
Die einen blieben am Ufer und warfen Steine in das dunkle Blau des Sees.
Die andere Hälfte positionierte sich auf der Mauer des Staudammes und beobachtete das Geschehen.

So verbrachte das Dorf Stunden damit, Steine ins Wasser zu werfen und zu beobachten, wie am Fuß des Dammes die Pflanzen wucherten.
Mal reichte das Wasser, das aus den kurz entstehenden Rissen strömte, nur für einen kleinen Baum oder eine Blume, Mal für einen kleinen Urwald.
Doch immer wieder verdörrte das Grün und dörres Braun trat an seine Stelle.
Sie versuchten den Riss offen zu halten. Nur die mutigsten Männer des Dorfes trauten sich in den See hinab zu tauchen und versuchten Stöcke und Steine in den Riss zu klemmen, solange dieser geöffnet war.
Doch jeder Ast, egal wie stark dieser war, zerbarst und jeder Stein zerbröselte zu Staub und der Riss schloss sich wieder.

So gab das Dorf die neu gefundene Hoffnung wieder auf und machte sich zurück auf den Weg in ihre Heimat.
Doch sie hielten inne.
Ein Grollen und Zischen war auf einmal zu vernehmen. Es klang, als ob der See murmeln würde.
Das Wasser in der Mitte des Sees fing an zu sprudeln und zu dampfen.
Während die Dorfbewohner gespannt auf die Mitte des Sees starrten und sich fragten, was sie nun zu erwarten hätten, bemerkte niemand den Jungen, der das Phänomen entdeckt hatte und immernoch auf der Mauer des Dammes stand und ebenfalls gespannt und ängstlich auf das merkwürdige Ereigniss achtete.
Ebenfalls bemerkte niemand, dass sich der Damm zu winden schien.
Nicht weit von dem Jungen entfernt fing er dann plötzlich an zu bröckeln. Er selbst war der einzige, der das sehen konnte und freute sich wie wild. Gerade wollte er zu seinen Kameraden laufen um es ihnen zu berichten, als sich vor ihm auch ein Riss auftat. Er wich zurück und sah hilflos in alle Richtungen.

Die Älteste konnte es vom anderen Ufer beobachten und sah gerade noch, wie sich der Damm auftat und der Junge im Wasser verschwand, bevor sie etwas unternehmen konnte.
Alle Dorfbewohner versammelten sich auf der Wand des Dammes. Sie tauchten bis zum Grund des Sees und klätterten an den Fuß des Dammes, doch von dem Jungen fehlte jede Spur.
Die Dorfbewohner weinten und klagten, doch die Älteste war still.
Denn an der Stelle, an der der Junge gestanden war, hatte sich der Damm geöffnet. Nur ein bisschen, doch ein kleiner Rinnsal lief den Damm hinunter.
Die Dorfbewohner hatten davon noch nichts bemerkt, da das Wasser noch immer zischte und sprudelte. Doch die Älteste hatte es bemerkt und erzählte es den anderen.
Plötzlich war alles still. Man hörte es tatsächlich Plätschern und endlich sah man auch Grün am Fuß des Dammes.
Die Dorfbewohner sahen ungläubig zu Boden, als das Gras anfing zu wachsen, während der Rinnsal weiter herabfloss und das Loch im Damm sich tatsächlich nicht schloss.

Der Junge war allerdings immer noch verschwunden.


To be continued.

Freitag, 9. Mai 2014

Der sicherste Damm.

Es war einmal ein einfacher Mann.

Er hatte sich nichts großes vom Leben erwartet und das Leben hatte ihm auch nichts großes beschert.

Da er aber nicht wusste, was er mit seiner Zeit anfangen sollte, allerdings von Wasser begeistert und handwerklich begabt war, beschloss er einen Damm zu bauen.


Es dauerte Jahre, aber es war sein Projekt und er war glücklich. Trotzdem engagierte er sich vielleicht nicht so, wie er es hätte tun sollen.
Allerdings konnte man dem Damm förmlich beim Wachsen zusehen und er wurde groß und massiv.

Als der Mann den Damm schließlich fertig gestellt hatte, war er von sich selbst sehr überrascht. Er war ein Riese aus Beton und Stahl. Wenn man am Fuß stand konnte man das Ende nur erahnen. Durch diesen Damm entstand ein großer Stausee und er ließ nur noch ein Rinnsal des eigentlichen Flusses passieren. Der Mann war zufrieden und setzte sich zur Ruhe. Im ganzen Land wurde gesagt, dass es der sicherste Damm sei, der jemals gebaut worden war.

Die Zeit ging ins Land und man sah förmlich, wie sich die Landschaft auf beiden Seiten des Dammes veränderten. Die Seite mit dem Stausee blieb grün und wucherte zum Dschungel. Immer mehr Wasser staute sich, aber der Damm hielt stand. 

Die andere Seite hingegen wurde karg und trocken. Die Bäume verdorrten und die Tiere starben. Der Rinnsal war nicht genug, um das Land fruchtbar zu lassen.

Der Mann aber merkte dies nicht und genoss weiterhin seinen Ruhestand. 

Die Menschen, die das Ödland bewohnten beschlossen, den Damm zum Einsturz zu bringen. Sie wussten, dass sie ihre Häuser neu bauen und ihre Felder neu anlegen mussten, aber es gab sowieso seit Jahren keine Ernte mehr, was das Land auch nicht mehr lebenswert machte.

So schlossen sie sich also zu Gruppen zusammen und versuchten alles Mögliche um den Damm zu zerstören. Sie zündeten Dynamit, versuchten Löcher durch den Damm zu bohren und waren am Ende schließlich so verzweifelt, dass sie mit dem bloßen Fäusten darauf einschlugen, bis ihre Hände blutig waren.
Doch der Damm hielt stand. Noch nicht mal ein Kratzer war zu sehen.

Die Menschen verhungerten schließlich im Ödland, während der Stausee wuchs und die Menschen im entstanden Dschungel zu ertrinken drohten. Da machte sich ein Kind auf den Weg zum See. Es wollte seine Heimat nicht verlassen und war sauer auf den Damm und auf den Mann, der diesen gebaut hatte. Voller Zorn warf es den größten Stein, den es heben konnte, in die blauen Tiefen des Sees. Es drehte sich um und wollte sich gerade wieder auf zum Dorf machen, als es ein seltsames Geräusch hörte. Plätschern.

Das Kind konnte nicht entdecken, woher es kam, also umrandete es den See. Als es schließlich am Damm angekommen war, entdeckte es etwas seltsames: Der Damm war Nass auf der Seite des Ödlands. Kein Riss, kein Loch. Es war auch nicht übergelaufen. Mitten auf der Wand war ein riesiger Wasserfleck und der Boden im Ödland darunter war voller verdörrter Pflanzen, die aber vorher noch nicht da gewesen waren.

So versuchte es das Kind noch einmal. Es ging zurück ans Ufer, suchte sich wieder einen möglichst großen Stein und ging zurück auf den Damm. Es warf den Stein so weit es ging in den See und wartete gespannt. Doch lange musste es nicht warten: Nur ein paar Meter entfernt riss der Damm wieder inmitten der Fläche auf und Wasser sprudelte heraus. An der Stelle, an der das Wasser auf den Wüstenboden traf, wuchsen sofort neue Pflanzen. Exotische Bäume und Blumen ranken in die Höhe und das so schnell, wie es das Kind noch nie zuvor gesehen hatte! Doch bevor es sich freuen konnte, war der Riss im Damm verschwunden und es bemerkte, wie die frisch gewachsenen Pflanzen und Bäume schwächer wurden und wieder verdörrten.


To be continued.

Dienstag, 15. April 2014

Fremdkörper.

Die Welt erkennt mich als anders. Als einen Körper, der nicht in ihrem Organismus vorhanden sein sollte und deshalb als feindselig interpretiert wird.

Sie schließt mich in ein Membran ein, um sich selbst zu schützen.

Immer noch im Großen und Ganzen vorhanden, aber isoliert und meinem Schicksal überlassen. Auf mich selbst gestellt.

Ich bin nicht der einzige isolierte Fremdkörper. Vereinzelt findet der Organismus mehr und mehr und schließt sie alle in ihre eigene kleine, von dem Membran begrenzte Welt, verknüpft sie jedoch an die anderen Fremdkörper.

So entsteht eine kleine Menge an isolierten Andersartigen. Das kleine Universum der Fremdkörper.

Es ist ein Ganzes, mit Gemeinsamkeiten und gleichen Schnittpunkten, aber jeder ist für sich in seiner eigenen kleinen Welt seinem Schicksal überlassen.

Der Organismus ist aber kompromissbereit. So lässt er den Fremdkörpern die Wahl, sich anzupassen.
Eingeschlossen und in einer unscheinbar scheinenden Zelle kann er seinen zugeteilten Zweck erfüllen und den Körper weiter funktionieren lassen.
Das Teilchen ist zwar immer noch vorhanden und kann seinen eigenen Zweck nicht erfüllen, welcher auch immer das sein mag, macht aber keine Probleme mehr un dkann weiter existieren.

Falls sie sich dagegen entscheiden sollten, werden sie weiter ausgestoßen und isoliert bleiben. Verdammt zu dem Schicksal niemals weiter existieren zu können.


So verenden schließlich die isolierten Teilchen. Die einen früher, die anderen später.

Das Universum schrumpft auf ein Minimum, bis nichts mehr davon übrig ist. Ausgelöscht aus Zeit und Raum.
Der Organismus ist wieder zufrieden und kann weiter funktionieren und bedenkenlos existieren.

Problem gelöst.

Krise abgewendet.

Sonntag, 30. März 2014

Leider nur ein Traum.

Wir sind feiern.
In einem sanft rot leuchtenden, 3 Stöckigem Club trinken und tanzen wir. 
Als der Drang nach frischer Luft und dem genauen Gegenteil, einer Zigarette, zu groß wird, kämpfen wir uns durch die schwitzenden, tanzenden Körper nach oben auf die Dachterrasse. Im 2ten Stock fällt mir jemand auf, der mich angrinst. Ich dachte er belächelt mich nur, weil ich meine ganzen Stopfutensilien dabei habe, aber er folgt uns. Er ist für mich vollkommen unatraktiv, bleibt mir aber trotzdem im Kopf hängen. Als wir auf dem Dach angekommen sind und die Zigarette uns genug Befriedigung verschafft hat, bleiben wir einfach sitzen, genießen die dumpfe Musik und die Stimmen der Menschen. 
Wir sitzen einfach nur da. Auf einem Podest, die meisten im Schneidersitz, ich umklammere meine Knie und bin von den tanzenden Menschen hypnotisiert. 

Er sitzt auch bei uns. Ich sitze ganz vorne, er schräg hinter mir. Janos, Julia und ihre Freundin weiter hinten, links von uns. Er umarmt mich von hinten. Schließt mich komplett in seinen Körper ein. Seine Arme streckt er unter meinen Achseln durch und verschränkt sie auf meinen Knien. Seine Beine umschließen komplett den unteren Teil meines Körpers. Das einzige, was frei zu sein scheint ist mein Kopf. 

"Wollen wir nicht ins untere Stockwerk gehen? Da unterhalten sich ein paar Freunde!", sagt er und drückt mich kurz.
"Aber ich will mich eigentlich garnicht unterhalten. Ich finds hier gerade ziemlich schön", erwidere ich nach kurzem Überlegen.
Er grinst einfach nur und umarmt mich fester.

Wir driften weg. Plötzlich scheint sich der Himmel zuzuziehen und alles um uns herum wird schwarz. Ich merke das nicht, da ich mir sorgen um die dichte Wolkendecke über uns mache. Als sich auf einmal der Himmel rostrot färbt, überlege ich kurz, ob ich vorschlagen soll irgendwo rein zu gehen. Aber als ich mich umsehe, wird mir klar, dass wir auf einmal nicht mehr in dem Club sind. Wir tragen gemütliche, sommerliche Kleidung und sitzen auf den Treppen einer Kirche, wie es scheint. Um uns herum ein wunderschöner Park und 2 ältere Damen laufen an uns vorbei und lächeln uns zu. 
Der Himmel ist nicht mehr rot. Er ist wieder stahlgrau, aber verspricht einen gemütlichen Tag. 
Wir sagen nichts. Bis auf die vielen klingelnden Windspiele, die an den Bäumen um uns herum aufgehängt sind, und dem Wind, der durch die Baumkronen streicht, hört man nichts. 

Es ist leicht. Unbeschwert. Schön.




Ich wache auf. Bin wieder in meinem unaufgeräumten, trotz der Dekoration kühl wirkendem Zimmer.
Ich bin wahnsinnig perplex und drücke Peddington fester an mich. 


Lasst mich zurück. 

Mittwoch, 12. März 2014

Nötig.

Ich war in letzter Zeit sehr eingeigelt. Habe mir viele Gedanken gemacht über alles Mögliche und alles Unmögliche. Und, wie so oft und da bin ich sicher nicht der einzige, bin ich beim Thema Liebe hängen geblieben.

Unerwiedert, unglücklich, ohne Aussicht auf Zukunft, aber auch schöne, reine, glückliche Liebe. Hauptsächlich hab ich allerdings über Beziehungen nachgedacht.

Braucht man Liebe?
Also es gibt ja, oder gab, so einige unmenschliche Untersuchungen, dass ein Kind ohne Zuwendung der Mutter nicht überleben kann. Darauf will ich auch garnicht hinaus.
Aber BRAUCHT man Liebe? Einen Partner? Eine Beziehung?
Irgendwann ein Haus mit dem Lebensgefährten, vielleicht Kinder und einen Hund?

Ist das das Schicksal für jeden Menschen?

Oder gibt es vereinzelt ein paar Menschen, die, wie man es so schön sagt, "forever alone" und damit glücklich, oder besser gesagt zufrieden sind?

Was wäre, wenn man nirgendwo Liebe begegnen würde? 
Keine Küsse, kein Händchen halten, kein Liebeskummer.
Keine Pärchen, die durch die Stadt schlendern oder im Park zusammen auf einer Decke sitzen und kuscheln.
Keine Filme, in denen tragische Liebesgeschichten von asozialen Schauspielern dargestellt werden.
Mal davon abgesehen, dass Disney dann pleite wäre.

Kann ein Mensch so etwas vermissen, wenn er es nirgendwo sieht und, von mir aus, aus dem Reagenzglas stammt und er es somit auch von seinen Eltern nicht kennen kann?

Worauf ich hinaus will:

Brauch ICH das? Es ist jetzt schon einige Monate her, dass ich wirklich für jemanden etwas empfunden habe, das man Liebe nennen könnte. Und selbst da war es nur ein ähnliches Gefühl. Eine leichte Verliebtheit in Kombination mit dem Versuch eine Wunde mit einem Pflaster zu bedecken und zu hoffen, dass sie danach einfach verheilt ist.

Ich bin langsam tatsächlich drauf und dran die Hoffnung aufzugeben. Aber vielleicht ist meine Hoffnung wie der Lebensfaden im Disney-Hercules Film. Unzerstörbar. 
Wird sich zeigen.

Ich glaube, ich vergesse langsam wie so etwas funktioniert... Beziehungen.

Oder vielleicht spricht einfach die Melancholie aus mir. 
"Die Melancholie ist stark in dir, junger Jedi!"

However.. War nur mal ein Schwank aus meinem Gedankenerguss.

Cheerio :)

Freitag, 7. Februar 2014

Jemanden.

Ich vermisse niemanden. Ich brauche weder ihn, noch den anderen. 
Ich sehne mich nicht nach seinen irgendwie grünen Augen, oder nach des anderen hellbraunen Haaren.
Weder brauche ich seine Musik, noch des anderen Friseurkünste.

Ich vermisse jemanden. 
Jemand, der mit mir durch Dick und Dünn geht. 
Jemand, der mit mir nachts Wein trinkt und über das Leben philosophiert.
Jemand, der mich mitten im Satz unterbricht um mich zu küssen.
Jemand, der in meinem Arm einschläft.
Jemand, der mit mir immernoch Kind bleibt.

Ich vermisse nicht seine Konzerte, noch seine Lieder.
Ich vermisse nicht sein Auto, noch seinen Körper.
Ich will ihn nicht auf Arbeit besuchen, noch will ich auf den anderen warten, bis er von der Arbeit kommt.
Ich sehne mich nicht nach seiner Stimme, noch nach des anderen Berührung.

Ich vermisse jemanden. 
Jemand, der immer an meiner Seite steht.
Jemand, der mit mir durch die Stadt läuft, Bier trinkt und sinnlose Gespräche führt.
Jemand, der einfach mal nichts sagt, sondern mich in den Arm nimmt.
Jemand, der mit mir den ganzen Tag im Bett verbringt.

Ich weiß, dass es für eine Beziehung und für einen selbst so nicht gut ist, aber ich fühle mich halb.
Ich kann alleine sein, komme auch gut mit mir selbst zurecht, aber fühle mich trotzdem nicht komplett.
Wenn ich jemanden an der Hand halten kann.. oder im Arm habe, fühlen sich meine zwei Lungenflügel wieder verbunden, meine zwei Nieren wieder vorhanden und meine zwei Augen können wieder sehen.

Ich vermisse jemanden.
Jemand, der die andere Hälfte ausfüllt.
Jemand, der mein zweites Auge ist.
Jemand, der mich auf Sachen aufmerksam macht, die ich nie gesehen hätte.
Jemand, der mir zeigt, wie schön das Leben sein kann.

Ich vermisse nicht dich und nicht dich.

Ich vermisse ihn.

Donnerstag, 16. Januar 2014

Schmarotzergewächs

Mistelzweige.
Die Bedeutung ist klar:

Es gibt sie in der Weihnachtszeit und unter ihnen küsst man sich um Liebe zu verbreiten.

Aber warum Mistelzweigen? Die Tumore der Pflanzenwelt? Ein Schmarotzergewächs.

So sinnlos ich diesen Brauch auch finde, es ist einfach schön und ich vermisse es. Ich hatte niemanden, den ich unter einem Mistelzweig küssen konnte. Ebenso an Silvester. Als der Countdown runter gezählt wurde, habe ich gearbeitet. Ich stand hinter der Theke eines Clubs und habe zum Jahreswechsel Schnapps in mich hinein gekippt, obwohl ich die Welt dafür gegeben hätte, mir diese innere Wärme auf eine andere Weise zu holen. 

Und so ist es jetzt immer noch.
Ich kenne schon so ziemlich alle, ansatzweise interessanten Schwulen hier in der Nähe. 
Entweder sind sie nicht interessiert, nicht interessant genug oder sehen - ganz einfach - nicht gut aus.
Bin ich zu wählerisch? Zu eigen? 
Zu unliebbar?

Ich habe fernweh. Nach mehr, nach neuem, nach allem.

Vielleicht stehen die Chancen wo anders besser?
Die Hoffnung liegt schon bettelnd und blutend am Boden. Aber bekanntlich stirbt sie ja zuletzt.


Dienstag, 31. Dezember 2013

Grund der Sehnsucht.

Ich komme an und steige aus dem Zug. Er steht schon da und wartet, um mich abzuholen.
Wir laufen gemeinsam aus dem Bahnhofsgebäude. Es regnet.
Wir machen uns auf den Weg zu seiner Wohnung und laufen durch den Regen. Wir werden nass und es ist kalt. Wir suchen uns auf dem Weg irgendetwas, wo wir uns aufwärmen können. Auf dem Weg zu ihm laufen wir an dem Klavierladen vorbei, von dem ich ihm erzählt habe, dass ich mir dort irgendwann ein Klavier kaufen wolle. Er sieht mich an und fragt, ob wir uns dort aufwärmen wollen. Wir betreten den Laden und außer dem Verkäufer ist niemand da.
Wir sind patschnass und er fragt den Besitzer plötzlich, ob er etwas dagegen hätte, wenn er mal spielt.

Der Besitzer meinte, wir sollten die Klaviere nicht nass machen, ansonsten können wir machen, was wir wollen. Wir ziehen unsere nassen Sachen aus und er setzt sich ans Klavier und spielt. 

Ich weiß nicht mehr, welches Lieder er gespielt hat, aber ich habe Gänsehaut bekommen. Bekomme ich immernoch bei dem Gedanken daran.
Er spielt zwei oder drei Lieder und als wir merken, dass der Regen nicht so schnell nachlassen wird, ziehen wir uns wieder an und machen uns auf den Weg zu seiner Wohnung. Bis wir bei ihm angekommen sind, sind wir vollkommen durchnässt. Es ist das erste Mal, dass ich in seiner Wohnung bin. Wir kommen rein und ich fühle mich schon von Anfang an wohl. Es ist klein und verschachtelt, aber hat Charme. Wir gehen geradeaus durch den Flur in sein Wohnzimmer und er stellt die Heizung an. Wir ziehen unsere Jacken aus und er bietet mir eine Jogginghose an. Ich gehe ins Schlafzimmer um mich umzuziehen. Ich sehe mich um und es ist das selbe Gefühl wie im Rest der Wohnung - ich fühle mich sofort wohl. Ich komme wieder raus und er macht uns einen Tee. Wir setzen uns auf sein Sofa, hören Musik und reden und rauchen und trinken unseren Tee. Als wir keine Lust mehr haben zu sitzen, lehnt er sich an die Wand und ich kuschel mich an ihn. Wir reden weiter und ich höre seine Stimme durch seine Brust. Genauso wie seinen Herzschlag. Ich bekomme wieder Gänsehaut.

Eine Zeit lang sagt keiner etwas. Ich frage ihn was er denkt und er scheut sich zunächst ein bisschen. Oder tut zumindest so. Schließlich sagt er, dass er mich gerne küssen würde. Ich weiß erstmal nicht, wie ich reagieren soll und schließlich sage ich doch, was denn dagegen sprechen würde.

Er weiß nicht, was ich denke und fragt, ob es denn rein theoretisch für mich OK wäre. Ich hebe meinen Kopf von seiner Brust und schaue ihn direkt an. Ich küsse ihn. Es ist, als würde mein ganzer Körper unter Strom stehen. Ich würde am liebsten garnicht mehr aufhören. 

Der Kuss ist lange und innig. Für mich zumindest. Als ich mich wieder von ihm löse, grinse ich ihn an uns sage: "Rein theoretisch wärs ok."
Er fängt an zu lachen und kugelt sich auf seinem Sofa hin und her. 

Wir kuscheln weiter, wir küssen uns. Ich fühle mich einfach wohl. 

Ich hab das Gefühl, dass ich mich noch nie in meinem Leben so wohl gefühlt habe und mich auch nicht mehr so fühlen werde. 
Der Moment, den wir beide damals hatten, schien ewig zu dauern. Und ich hoffe wirklich sehr, dass ich nicht der einzige bin, der darüber nachdenkt. Dass ich nicht der einzige bin, dem es so schwer fällt, für den es immernoch so innig ist und der sich wünscht, dass es wieder so innig wäre, auch wenn es kein gutes Ende genommen hat.

Ich hab Sehnsucht. Lange wusste ich nicht danach, doch jetzt weiß ich es: 

Ich hab Sehnsucht nach damals. Nach der alten Wohnung. Nach den hohen Decken und dem riesigen Brandfleck auf seinem Tisch. Nach seinem Musikgeschmack, nach seinem Bett. Nach seinen Umarmungen. Danach, dass wir beide aufwachen, er zu nichts fähig ist und ich erstmal in seiner Wohnung aufstehe um Kaffee zu machen. 

Ich hab Sehnsucht nach ihm. 

Dankbarkeit.

Ich bin dankbar. Sowas habe ich schon lange nicht mehr erlebt.

Die alltägliche Dankbarkeit ist natürlich allgemein bekannt. Aber nur sehr selten gibt es so etwas, wie tiefe, von Herzen kommende Dankbarkeit.

Und das dubiose dabei ist, dass es kein Mensch ist, dem ich danke. Kein Tier, oder kein Gefühl.

Nunja. Eigentlich ist es schon ein Mensch. Nämlich der Begründer des Films.
Nach einer 10-minütigen Google-Sassion, bleibt der eindeutige Begründer unbekannt.

Aber ich danke ihm. Und allen, die sein Werk weiter verfolgen.

Es ist, als seien die Filme ein Schlüssel zu etwas verschlossenem in mir, wozu sonst keiner passt. Gefühle, die hinter Schloss und Riegel verborgen sind, werden durch unscheinbare, 1,5 Stunden dauernden Abfolgen von Bildern zum Vorschein gebracht.

Ich hatte es erst mit einem Freund darüber. Wer weinen kann, ist stark, sagt man. Aber ich scheine das verlernt zu haben. 
Ich habe oft geweint. Sehr lange, sehr intensiv und meist aus nicht gar so traurigen Gründen. Aber nun ist es genau umgekehrt: 
Ich habe so viele Gründe, so viele Gedankenstränge, die so manchen Menschen vielleicht zerbrechen würden, aber keine einzige Träne traut sich aus meinem Augenwinkel. Egal was ich mache, egal, wie sehr ich mir weh tue, nichts passiert.

Und nun sitze ich hier in meinem Bett, mit meinem Laptop im Schoß und sehe mir Ratatouille an. Das muss man sich mal vorstellen! Dass ein so unscheinbarer Film, wie der, in dem eine Ratte der beste Koch Paris' wird, diese Gefühlsregung in mir anstoßen kann, wozu ich selbst und, was in inzwischen glaube, auch kein anderer Mensch in der Lage ist!

Ich weiß nicht genau, was das über mich aussagt, vielleicht will ich es auch garnicht wissen. Aber ich habe geweint. Und als ich gemerkt habe, was da überhaupt in mir vorgeht, war ich dankbar. Dankbar, dass endlich der Damm Risse bekommt und ich endlich wieder zeige, wer ich wirklich bin.

Sonntag, 8. Dezember 2013

Was auch immer.

Der Rauch strömt dick und undurchsichtig aus meinem Mund. Er verschwindet im Dunkel der Nacht und taucht nur noch einmal kurz im Schein der Lichterkette auf. Ich äschre ab. Der Aschenbecher steht eiskalt auf meiner nackten, warmen Brust. 

Das hohe Geräusch, als meine Zigarette gegen die Kante schnellt und das wackeln des Aschenbechers erinnert mich an frühere Zeiten. Mir wird es warm ums Herz und gleichzeitig friere ich. Nicht wegen des offenen Fensters, sondern weil jede meiner guten Erinnerungen mit einer schlechten gekoppelt ist. Zuerst wird mir warm, aber sofort danach schneidet das negative den Strang zum positiven durch. 

Aber das vorherrschende Gefühl ist die Sehnsucht. 
Die Sehnsucht danach, solche Situationen damals in der Zeit zu erleben, als noch alles gut war.
Oder sie wieder in der Zukunft zu bekommen, wenn endlich alles gut sein wird.
Wenn ich endlich angekommen bin. Wo auch immer.
Wann auch immer.

Mit wem auch immer.




Mittwoch, 20. November 2013

Erinnerungen

Sehr schön...

Dieses Lied: http://www.youtube.com/watch?v=s0kqobQRcUo - beim Aufhängen der Wäsche zu hören erinnert mich wahnsinnig an die Zeit vor ziemlich genau 13 Monaten.

Zwei Zimmer um mich herum. Die Wände beider Zimmer weiß, obwohl sie im Licht eher gelb bis orange wirken. Zwei Sofas in L-Form in die Ecke gequetscht, eins davon mit Brandlöchern. Ein orangener Tisch mit roten Beinen als Wohnzimmertisch, wenn man ihn denn so nennen kann, der auch schon zu oft die Glut einer Zigarette von zu geringer Entfernung gesehen hat. Ein Teppich, der irgendwann mal beige war und ein ziemlich verbraucht aussehendes weißes Tischchen neben einem der Sofas. Unter dem Wohnzimmertisch ein blau-lilaner Hocker, der auch schon so oft verwendet wurde, dass er ziemlich unstabil und in der Mitte nach unten gewölbt wirkt. Ein Bild von einem Pfau an einer Wand und direkt daneben eins mit einem Sonnenblumenstrauß. In der Eck zwischen den Sofas ein weißer Ecktisch, auf dem das größte Brandloch überhaupt zu finden ist und eine Stehlampe dahinter.

Ich sitze auf einem der Sofas, mein Laptop steht auf dem orangen Lack des Tisches und ich höre Musik. Mit meinem Aschenbecher verdecke ich unterbewusst den großen Brandfleck auf dem Ecktisch und mit meiner Zigarette verstärke ich das gewohnte Raucharoma, das immer in der Luft zu hängen scheint.
Nach der Zigarette lasse ich die Musik laufen und fange an die Wäsche aufzuhängen, wobei ich aber erst einmal irgendwie den klobigen Wäscheständer in dem kleinen Zimmer unterbringen muss. Nachdem ich das geschafft habe hole ich die Wäsche und fange twerkend an, sie nicht ganz so fein säuberlich aufzuhängen.

Ich vermisse die Wohnung von damals. Es war wirklich schön und ich erinner mich nicht nur gern an die 2 viel zu kleinen Zimmer, sondern auch an die Zeit von damals. Zu dieser Zeit schien noch alles gut zu sein, oder es gab zumindest noch keine Probleme, mit denen man nicht fertig werden konnte.
Aber nach alldem, was in der Zwischenzeit passiert ist, habe ich damit abgeschlossen, was auch besser so ist.
Alles schlechte ist verziehen und an alles Gute erinner ich mich jetzt auch noch sehr gerne.

Es war einfach schön.

Freitag, 25. Oktober 2013

Lass mich deine Leiter sein.

Nimm meine Hand zieh mich aus dem tiefen Erdloch.
Vorbei an Wurzeln und Würmern. 
Vorbei an Erde und Fäulnis.
An die Oberfläche, wo die Luft rein und das Licht klar ist.

Steig mit mir in mein Erdloch.
Knie dich auf den Boden und lass mich auf deinen Rücken steigen,
um dem Dunkel und der Kälte zu entfliehen.
Lass uns zusammen dem Geruch der Erde entsagen.

Hin und her gerissen zwischen Menschen und Entscheidungen.
Ich will mich wieder in mein Erdloch verkriechen. Doch du bleibst.
Du bist mein Anker in der See und mein Fels in der Brandung.
Immer gibst du mir Halt und Sicherheit.

Und langsam ebnet sich das Erdloch.
Der Regen, in dem ich teilweise fast ertrank, beginnt neue Erde in das Loch zu spülen.
Es wird seichter und seichter. 
Bis man nicht mehr weiß, dass es überhaupt existiert hat.

Und das Gleiche werde ich für dich sein.
Lass mich deine Leiter sein.
Lass mich dich an die Hand nehmen und an die Oberfläche führen.
Lass mich dein Anker in der See und dein Fels in der Brandung sein.
Ich knie für dich im Dreck und lass dich auf meinen Rücken steigen.
Ich will dir Halt und Sicherheit geben.
Ich will da sein.

Montag, 14. Oktober 2013

Verliebt.

Verliebtheit ist ein verstärktes Gefühl der Zuneigung. Sie wird von Ansicht der Psychologen von einer Einigung des Bewusstseins begleitet, die zur Fehleinschätzung des Objekts der Zuneigung führen kann. Fehler des anderen können übersehen oder als besonders positive Attribute erlebt werden. 



Du fühlst dich so stark, als könntest du Bäume ausreißen.

Aber mit nur eine Berührung von ihm bist du kraftlos, schwach und willst nur in seinen Armen zusammensinken.

Du fühlst dich so begehrt, dass dir niemand etwas zu Leide tun kann. 
Aber mit nur einem Wort hängst du wieder an seinen Lippen und kannst nicht genug davon bekommen.

Du fühlst dich mutig und stark und würdest jedem komischen Geräusch hinterherjagen.

Aber mit nur einer Bitte von ihm bleibst du mit ihm liegen und hältst ihn ganz fest.


Ihr sagt tatsächlich sehr oft "Tatsächlich" und macht euch darüber witzig... Quasi als Spaß.
Ihr seid ein bisschen verplant und abgelenkt voneinander.
Eure Küsse sind wie eine Sucht füreinander.
Eure Berührungen wie glühende Kohlen.
Ein Wochenende fühlt sich an wie Minuten. Die Abwesenheit dafür wie Jahrhunderte.

Ihr singt euch gegenseitig schnulzig an, während ihr euch küsst.

Seine Katze mag dich schon vom ersten Tag an, obwohl sie ansonsten ziemlich skeptisch Männern gegenüber ist.

Wenn ihr zusammen Arm in Arm durch die Stadt lauft, grinst du leise in dich hinein.


Es fühlt sich an, als wär deine Vergangenheit einfach weggewischt. Deine Weste ist wieder weiß und deine Ketten gesprengt. 


Genug Bewegungsfreiheit sich auszutoben.

Dienstag, 1. Oktober 2013

Warten.

Ich warte.
Ich warte auf viele Dinge.

Darauf, dass er zufällig an mir vorbei läuft.
Darauf, dass er mich sieht.
Darauf, dass er sieht wie schlecht es mir geht.
Darauf, dass er auf mich zu kommt, mich in den Arm nimmt und sagt, dass alles gut wird, obwohl wir beide wissen, dass es eine Lüge ist.

Darauf, dass wir wieder zusammen weinen.
Darauf, dass wir wieder miteinander reden.

Dass er lächelt. 
Dass ich wieder daran denke, wie sehr ich ihn liebe.
Nur, dass ich es ihm diesmal auch sage.

Ich fühle mich wie Kim, aus dem Film "Scott Pilgrim vs. the World". Wie sie seufzend und - wartend - vor seinem Fenster steht und sich die Nase platt drückt.
Und so wie im Film auch, hat er sich allerdings für seine ganz eigene Ramona Flowers entschieden (ohne "h").
Nur warte ich noch sehnsüchtig auf den Moment am Ende, an dem ich über ihn hinweg bin und ihn ermutige, um Ramone (immernoch ohne "h") zu kämpfen.

Natürlich wünsche ich dir und deiner Ramona nur das Beste, aber über dich hinweg bin ich noch lange nicht.

Obwohl ich das knapp 4 Monate geglaubt habe.

Naiv, wie du es immer gesagt hast.

Bamberg - Kettenbrücke

Montag, 30. September 2013

Wenn es Liebe ist.

Nur, wenn es Liebe ist, verletzt es dich nach langer Zeit immer noch wie am ersten Tag.

Nur, wenn es Liebe ist, reißt du freiwillig die Wunden wieder auf, anstatt sie heilen zu lassen.

Nur, wenn es Liebe ist, kannst du nachts kein Auge zu machen.

Nur, wenn es Liebe ist, denkst du jeden Tag an ihn, egal, was passiert ist.

Nur, wenn es Liebe ist, ist ein Gespräch, wie alle eure Gespräche, selbst, wenn es schon vorbei ist.

Nur, wenn es Liebe ist, würdest du ihm gerne sagen, dass du ihn liebst, wenn er lächelt.

Nur, wenn es Liebe ist, nimmst du ihn in den Arm, auch wenn es sich anfühlt, als würden glühende Kohlen auf deiner Brust liegen.

Nur, wenn es Liebe ist, vergisst du alles um dich herum, selbst, wenn er dich nur ansieht oder vor dir steht.

Nur, wenn es Liebe ist, kannst du kaum was essen und denkst, es wird nie besser.

Nur, wenn es Liebe ist, hast du das Gefühl dich nicht mehr verlieben zu können und willst es vielleicht sogar gar nicht.

Nur, wenn es Liebe ist, lässt du ihn gehen.
Nur, wenn es Liebe ist, wünscht du ihm trotzdem nur das Beste.
Nur, wenn es Liebe ist, freust du dich für ihn und den anderen.
Nur, wenn es Liebe ist, gönnst du es beiden.
Nur, wenn es Liebe ist, bist du bereit so zu tun, als würdest du ihn kaum kennen.
Nur, wenn es Liebe ist, wünschst du dir, du könntest ihn hassen.


Nur, wenn es Liebe ist, willst du nicht mehr lieben können.